Ins Leere wirken, ins Blaue reden, ins Grüne gehen – im Kontext von Kunstpädagogik und Kunstunterricht ist all dies (theoretisch und praktisch) möglich. Doch wie umgehen mit der Freiheit, über die Kunstlehrende verfügen können, die sie sich und den Schüler*innen zumuten dürfen, die alle Beteiligten aber auch gemeinsam aushalten müssen?
Von diesen Überlegungen war mein Gastsemester als Professorin für Kunstdidaktik (in Vertretung Sara Burkhardts) an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein in Halle an der Saale begleitet, auf das ich nun, mit noch wenigen Wochen Abstand, zurückblicke.
„Komm! ins’s Offene, Freund!“, die erste Zeile aus Friedrich Hölderlins unvollendeter Elegie „Der Gang aufs Land“, war deshalb nicht nur das persönliche Motto für meinen Gang ins Offene, nämlich aus der Frankfurter Universität hinein ein völlig anderes Umfeld: in den Osten Deutschlands, an „die Burg“, eine der größten und traditionsreichsten Kunsthochschulen Deutschlands, an der Kunstdidaktik zwar als eine relativ kleine, aber nicht weniger relevante Disziplin in einem inspirierenden Nebeneinander mit Kunst und Design gelehrt wird.

„Komm! in’s Offene, Freund!“ war auch der Titel eines fachdidaktischen Seminars, in dem das Verhältnis der Kunstpädagogik zur Offenheit weiter befragt wurde.
Die Seminarteilnehmerinnen setzten sich bewusst, mal mit Genuss, mal unter Anstrengung, der Orientierungslosigkeit aus. Aufbauend auf diesen Erfahrungen reflektierten sie individuelle und kollektive Orientierungsmöglichkeiten im kunstpädagogischen Handeln und markierten gemeinsam Wege, mit der potentiellen Offenheit von Kunstunterricht und kunstpädagogischen Situationen allgemein gleichermaßen produktiv wie kritisch umzugehen. Die Veranstaltung selbst war konzipiert als ein kunstpädagogisches Setting mit offenem Ausgang, dessen Inhalte, Formen und Methoden partizipativ mit und von den Studierenden entwickelt wurden.

Ausgehend von den individuellen Bildungswegen und Lerngeschichten der Teilnehmerinnen gingen wir in die Auseinandersetzung mit Positionen performativer Kunst im öffentlichen Raum, um schließlich selbst den Seminarraum zu verlassen und nach draußen, ins Offene, Freie zu gehen.

U.a. über eine Straßenbahnfahrt und einen Friedhofspaziergang fanden wir den Weg zurück zum Kontext Schule. Die theoretischen und praktischen Erkundungen mündeten in die individuelle und kollaborative Entwicklung möglichst offener kunstpädagogische Settings, an denen die bereichernde und befreiende Wirkung der eigenen Erfahrungen im Offenen und Draußen deutlich erkennbar ist.